Initiator des 993 Turbo Cabriolets: MAHAG-Chef Fritz Haberl
Im Jahre 1994 entstand auf dem Genfer AutomobilsaIon die Idee eines 993 Turbo Cabriolets. Der langjährige MAHAG-Chef Fritz Haberl war vom 993 Carrera Cabriolet so begeistert, dass er sofort anfragte, ob nicht auch eine offene Version mit der Turbo-Motorisierung möglich wäre. Auch vom Vorgängermodell Porsche 964 Turbo hatte es eine exklusive Sonderserie von Cabriolets gegeben.
Zum damaligen Zeitpunkt war es nicht möglich ein reguläres 993 Turbo Cabriolet ins Programm aufzunehmen, da es noch nicht einmal das 993 Turbo Coupé zu kaufen gab. Der erste 911 Turbo mit Allradantrieb und Biturbo-Motor befand sich noch in der Entwicklung und war erst ab Februar 1995 erhältlich. Der Aufwand für ein reguläres 993 Turbo Cabriolet wäre sehr groß gewesen und ein beträchtlicher Teil der Entwicklungsmannschaft in Weissach arbeitete 1994 unter Hochdruck an den Projekten Porsche Boxster und Porsche 996. Der Porsche 911 der Generation 996 wurde zum ersten Neunelfer mit wassergekühlten Motor und teilte sich viele Bauteile mit dem ab 1996 produzierten Porsche Boxster.
Aufgrund der guten Beziehungen von Fritz Haberl zur Geschäftsleitung schlug man ihm den Weg nach Weissach vor. Dort gab es grade Kapazitäten für eine Kleinserie und man verfolgte seine Idee ernsthaft. Es wurde in Weissach eine Zeitlang kalkuliert, um dann nach München zu melden, dass eine exklusive Kleinserie machbar wäre. Es mussten lediglich zehn Käufer gefunden werden, die bereit waren mindestens 204.300 DM in eines dieser Unikate zu investieren. Um diesen Preis richtig einordnen zu können, sollte man bedenken, dass ein 993 Cabriolet mit 272 PS damals mit einem Grundpreis von 142.620 DM in der Preisliste stand.
Rolf Sprenger und Porsche Exclusive machten es möglich
Im Juli 1994 informierte der Porsche Vertrieb Deutschland die Geschäftsführer der Porsche Zentren über die Entwicklung eines 993 Turbo Cabriolet, „Projekt 911 Turbo Cabrio – 911 Cabrio mit Turbo 3.6l Motor und Getriebe“:
Im Rahmen des Exclusive-Programmes haben Rolf Sprenger und seine Mannschaft eine Kleinserie von 12 (weltweit) 911 Cabrio Turbo entwickelt. Der Preis für den Exclusive-Umfang, Einbau Turbo-Motor, -Getriebe, Fahrwerk und Spoiler beträgt UPE 89.500 DM inkl. MwSt.
Der Umbau erfolgt am jeweiligen Cabrio-Basisfahrzeug, welches entsprechend dem Kundenwunsch in den Farben, dem Interieur und den M-Nummern bestellt werden kann. Selbstverständlich sind auch zusätzliche Optionen aus dem Exclusive-Programm möglich. Eine Typisierung der Fahrzeuge wird aus Kostengründen nicht erfolgen. Die Fahrzeuge werden über ein Mustergutachten und Einzelabnahme zugelassen.
Der Preis für das Basisfahrzeug mit dem abgestimmten Fahrwerk für den Turbomotor, Klimaanlage, Borcomputer und Windschott betrug 150.800. DM. Auch der zusätzliche Umbaupreis in Höhe von 89.500 DM stellte aber für die Interessenten kein Problem dar. Alleine aus München bekam Fritz Haberl sechs verbindliche Bestellungen, bevor der Preis bekannt war. Die restlichen acht von insgesamt vierzehn Fahrzeugen wurden ins Ausland verkauft.
Die Basis: das 993 Cabriolet mit der schmalen Karosserie
Die 993 Turbo Cabriolets basierten auf der schmalen Karosserie des Carrera Cabriolets. Die Motorisierung und das Getriebe wurden vom äußerst potenten 964 Turbo 3.6 entliehen, weiterhin der in Wagenfarbe lackierte Heckspoiler. Alle Fahrzeuge verfügten auch über die Bremsanlage des 964 Turbo 3.6. Das Einzelstück von Fritz Haberl wurde zusätzlich mit einer Sportauspuffanlage und vier Endrohren ausgerüstet. Es wurde erstmals im Mai 1995 zugelassen. Auch im Armaturenbrett wurden die Instrumente des 964 Turbo 3.6 verbaut. Mit den 360 Turbo-PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 280 km/h entpuppte sich das optisch unauffällige Cabriolet als richtiger Wolf im Schafspelz. Mit einem Leergewicht von nur 1395KG war das 993 Turbo Cabriolet auch über 100 Kilogramm leichter als das 993 Turbo Coupé ab Februar 1995.
Marktlage: originale 993 Turbo Cabriolets extrem begehrt
Selbstverständlich sind die vierzehn originalen Fahrzeuge aus der Sonderserie heutzutage gesuchte Raritäten. Der damalige Listenpreis hat sich bereits mehr als verdoppelt. 2018 wurde eines der originalen 993 Turbo Cabriolets von Sotheby’s in Paris für 680.000 Euro versteigert. Im Buch Porsche 993 „25 Years“ finden sie zu den folgenden Sondermodellen des Porsche 993 eigene, ausführliche Kapitel mit vielen Hintergrundinformationen: Porsche 993 Speedster F.A. Porsche Modelljahr 1995 mit 272PS, Porsche 993 Carrera Coupé Polizei „1000.000 Porsche“, Modelljahr 1996 mit 285PS, Porsche 993 Turbo S „Project Gold“, der letzte 993 Turbo aus Modelljahr 2018 mit 450PS.