Die Auswahl des „richtigen“ Porsche Carrera 3.2 ist nicht so schwierig, denn er ist das mit Abstand ausgereifteste Fahrzeug der G-Modell Baureihe. Er hat weder Probleme mit ausgerissenen Stehbolzen wie der 911 2.7 aus den Modelljahren 1974 bis 1977, noch Schwächen im Bereich der Kettenspanner wie die 911 SC Modelle der Modelljahre 1978 bis 1983, die zu kapitalen Motorschäden führen konnten. Auch durch die Einführung der digitalen Motorelektronik und das Motorenupdate auf 3.2 Liter Hubraum wurde der 911 Carrera zum einen wesentlich stärker, zum anderen sank dabei sogar der Verbrauch.
Ein durchaus alltagstauglicher Klassiker ohne Wertverlust, der ungemeinen Fahrspaß bereitet und dabei auch noch überaus wirtschaftlich ist. Vertiefende Informationen inklusive Preisentwicklung und Kaufberatung zum Porsche 911 G-Model der Jahre 1974 – 1989 finden in unserem Buch.
Falls Sie sich zudem für die Porsche 911er Modelle Turbo 3.0 und Turbo 3.3 interessieren, finden Sie Informationen dazu in unserem Magazinbeitrag.
Der Porsche 911 Carrera 3.2
Da der Carrera 3.2 in den Modelljahren 1984 bis 1989 ohne große Veränderungen gebaut wurde, muss man sich eher fragen, welche Karosserievariante man bevorzugt. Immerhin gab es den 3.2-er als Coupé, Targa, Cabriolet und Speedster. Der größte Einschnitt war die Modellpflege ab Sommer 1986 (Modelljahr 1987), bei der der 911 Carrera das wesentlich verbesserte G-50 Getriebe erhielt. Wenn es das Budget zulässt, sollte man versuchen, einen Carrera der Modelljahre 1987 bis 1989 zu bekommen. Weiterhin wichtig ist die Auswahl des richtigen Motors. Für die Exportmärkte wurden Katalysator-Motoren mit 207 und 217 PS entwickelt. Auch in Deutschland war ab dem Modelljahr 1986 eine Katalysator-Version mit 217 PS erhältlich, die auf bleifreies Normalbenzin ausgelegt war. Am meisten Spaß macht aber der Motor ohne die Katalysator-Technik und mit 231 PS.
Dieser Motor hat ein tolles Drehmoment und eine absolut aufregende Leistungsentfaltung. Er kreischt, sägt und brüllt vollkommen ungefiltert. Ein Motor mit Suchtpotential.
Alle Versionen mit den serienmäßigen Katalysatoren fahren sich im Gegensatz dazu besonders im oberen Drehzahlbereich etwas zugeschnürt. Wenn Ihr Auto mit 207 PS angegeben ist, kann es sich trotzdem um den sehr begehrten Motor 930/20 handeln, da viele 231PS Versionen ab den neunziger Jahren einen Katalysator nachgerüstet bekamen. Die 231PS fielen dann durch den originalen Porsche Nachrüstkat auch auf die bekannten 207PS ab. Der Motor 930/20 lässt sich heutzutage mit einem modernen Sportkatalysator ausrüsten, der die Leistung sogar noch steigern kann.
Motor des Porsche 911 Carrera 3.2
Der Motor des 911 Carrera 3.2 gilt als ungemein langlebig und robust. Im Grunde handelt es sich noch immer um die Urkonstruktion des ersten Porsche 911. Diese wurde aber durch konsequente Detailverbesserungen und schwäbisches Perfektionsstreben zu einem enormen Reifegrad weiterentwickelt. Regelmäßig gewartete Motoren fahren durchaus 300.000 Kilometer und mehr ohne Revision. Mit der ansteigenden Laufleistung kann allerdings auch der Ölverbrauch, häufig wegen verschlissener Ventilführungen, steigen. Wirklich wichtig ist eine durchgängige Wartungshistorie, weil das Ventilspiel spätestens alle 20.000 km kontrolliert werden muss.
Falsch eingestellte Ventile können im schlimmsten Fall teure Motorschäden nach sich ziehen. Alle 3,2-Liter-Aggregate verfügen über hydraulische Kettenspanner für den Nockenwellenantrieb, wodurch eine der größten Fehlerquellen des Sechszylinder-Boxers abgestellt wird. Sollte der Motor vor allem bei feuchter Witterung unrund laufen, kann die Ursache an spröde gewordenen Zündkabeln liegen. Wenn Sie die Zündkabel in die Hand nehmen, sollte der Zustand des Gummis aussagekräftig sein. Die Zündkabel sollten Sie unbedingt ersetzten, da sonst auch der Kat überhitzungsgefährdet ist und kaputtgehen kann.
Porsche 911 G-Model THE BOOK 1974 – 1989
Bis zum heutigen Tage ist das G-Modell eine der beliebtesten Baureihen des klassischen Neunelfers. „Porsche 911 G-Model THE BOOK 1974-1989“ ist in einer limitierten Auflage von 1989 Exemplaren erschienen.
Zum BuchGetriebe & Kraftübertragung
In den Modelljahren 1984 bis 1986 wurde beim 911 Carrera ein Fünfgang-Schaltgetriebe vom Typ 915 verbaut. Dieses Getriebe verfügte über eine seilzugbetätigte Kupplung, lange Schaltwege und leider auch relativ hohe Schaltkräfte. Daher waren die Elfer bis Ende der achtziger Jahre auch durchaus als „Männerfahrzeuge“ verschrien, da manche sanfte „Damenwade“ mit diesen hohen Pedalkräften überfordert war. Mit fortgeschrittenem Alter der Fahrzeuge nehmen die Bedienkräfte der Kupplung sogar noch zu und die Schaltpräzision in gleichem Maße ab.
Durch Fetten der Übertragungselemente, den Austausch der Schaltstangenbuchsen und ein genaues Justieren lässt sich auch bei älteren 915er-Getrieben mit hoher Laufleistung eine deutliche Verbesserung erzielen.
Der Rückwärtsgang liegt beim Getriebetyp 915 übrigens hinten rechts und bei dem modernen G50 Getriebe vorne links. Neben den Vorzügen, die das robustere G50-Getriebe in Verbindung mit leichterer Bedienbarkeit durch die hydraulische Kupplungsbetätigung zu bieten hat, gibt es aber auch einen kleinen Nachteil. Die Drehfreude des Motors litt ab dem Modelljahr 1987 etwas, denn das neue Schwungrad mit Kupplung wog insgesamt 16,4 kg und damit ganze 4,4 kg mehr als der Vorgänger. In den Fahrleistungen lässt sich das aber nicht ablesen, es handelt sich eher um einen subjektiven Eindruck.
Ölundichtigkeiten beim 911 Carrera 3.2
Wie bei allen Elfermotoren sind leichte Schwitzspuren am gesamten Aggregat durchaus normal. Größere Undichtigkeiten ziehen oft eine komplett neue Abdichtung des Motors nach sich. Das kann durchaus bis zu einer Komplettüberholung gehen. Teilweise wurde aber nur beim Nachfüllen Öl verschüttet, das sich rechts in der Verkleidung des Zylinderkopfs sammelt. Relativ günstig zu reparieren sind undichte Ventildeckel oder auch undichte Ölrücklaufrohre zum Kurbelgehäuse. Hier sind geteilte Rohre erhältlich, die sich ohne große Demontagearbeiten am Motor einsetzen lassen. Für eine umfassende Abdichtung des 3,2-Liter-Aggregats sind durchaus 8.000 Euro und mehr zu veranschlagen, eine komplette Motorüberholung mit einem Tausch der Motorlager kann auch locker das Doppelte kosten.
Preisentwicklungen – Der Porsche 911 3.2 im Aufwind
Viele luftgekühlte Porsche-Raritäten erreichten 2017 das höchste Preisniveau und fielen seitdem im Preis. Ein Porsche 993 Turbo wurde 2017 in der Zustandsnote 1 um 200.000€ gehandelt und ist aktuell knapp 20% günstiger zu erwerben. Ähnlich verhält es sich beim Porsche 993 RS oder 964 Speedster.
Nicht so beim Porsche 911 Carrera 3.2. Egal ob Coupé, Targa oder Cabriolet, die Preise befinden sich durchgängig im Aufwind, wie die Preistabelle zeigt.
Fazit
Wer für einen luftgekühlten Porsche 911 etwas über 50.000€ ausgeben kann, ist in den Modelljahren zwischen 1984 und 1989 gut aufgehoben. Die Carrera 3.2-Modelle bieten eine hohe technische Reife und eine hervorragende Verarbeitungsqualität. Kein anderer Elfer entfacht ein vergleichbares Soundfeuerwerk. Der Carrera 3.2, egal ob als Coupé, Targa, Cabriolet oder auch Speedster bietet ein enormes Fahrvergnügen und das typische Porsche-Feeling der achtziger Jahre. Es gibt nicht viele Autos, die über Jahrzehnte ohne Wertverlust gefahren werden können und dabei noch so wirtschaftlich sind.
Das Thema Wertverlust kann man auch relativieren, denn bei gepflegten und unfallfreien Exponaten wird sich ein mittelfristiger Wertzuwachs nicht vermeiden lassen. Besonders spannend ist natürlich ein 911 Carrera aus dem allerletzten Modelljahr 1989. Jeder Porsche 911 aus diesem Modelljahr ist ein besonderes Sammlerstück, denn bei diesen Fahrzeugen entstanden die Karosserien zum letzten Mal von Handarbeit im alten Werk II. In diesem ehemaligen „Reutter-Werk“ wurden bereits die Karosserien für den Porsche 356 gebaut. Nach dem Auslaufen des G-Modells wurde das alte Werk II vorübergehend stillgelegt. Es steht heute unter Denkmalschutz.
In unserem Buch über die G-Serie vom Porsche 911 lesen Sie weitere ausführliche Kaufberatungen zu den Modellen 911 2.7, 911 SC 3.0, 911 Turbo 3.0 und 911 Turbo 3.3. Weiterhin finden Sie die Preisentwicklungen zu allen 911 G-Modellen.