Anfang der 1990er-Jahre wurde Porsche öffentlich als Übernahmekandidat gehandelt. Die Rezession wirkte sich fatal auf die Sportwagenverkäufe aus. Vom Porsche 928 und 968 wurden kaum noch Fahrzeuge verkauft, daher lasteten die gesamten Erwartungen wieder einmal auf dem Porsche 911.
Zumindest einen positiven Aspekt gab es aber, denn Porsche wurde kreativ und entwickelte einige sehr spannende Derivate des 964, so unter anderem auch die faszinierende Clubsport-Version des 911 Carrera 2, die allerdings nie in Serie ging.
Gründe für eine mögliche Clubsportversion des 911 Carrera 2
Im Geschäftsjahr 1992/1993 wurde jeder abgesetzte Porsche 911 der Generation 964 dringend benötigt, denn auch die Verkäufe des Sportwagen-Klassikers schlechthin brachen ein, waren aber noch immer die tragende Säule des Unternehmens.
Die Zurückhaltung der Käufer lag zum einen an der schlechten wirtschaftlichen Situation. Auf der anderen Seite war der 964 deutlich teurer geraten als sein Vorgänger. Während das alte 911 G-Modell (Carrera 3.2) im April 1989 noch mit 86.000 DM in der Preisliste stand, wurden für den 911 Carrera 2 der neuen Generation 964 nur drei Jahre später 120.000 DM fällig.
Bei einem Preisanstieg von 40 % in dieser relativ kurzen Zeit konnte nicht mehr jeder Kunde mitgehen, der noch den Vorgänger bestellt hatte. In diesem auch wirtschaftlich schwierigen Umfeld bewegte sich Porsche und versuchte mit allen Mitteln seine Produktpalette für die Kunden wieder attraktiver zu gestalten. Die Sportlichkeit der Fahrzeuge sollte wieder an erster Stelle stehen.
Anfang 1993 kam beim Nachfolger des 944 S2, dem Porsche 968, eine Clubsport-Version auf den Markt. Im 968 Clubsport kamen die bekannten Schalensitze aus dem 964 RS zum Einsatz, und die Rücksitzbank entfiel aus Gewichtsgründen. Durch den Verzicht auf die Airbags, elektrische Fensterheber und weitere Komfortdetails konnten über 50 kg eingespart werden.
Der 968 CS wurde serienmäßig mit den populären Cuprädern und Spiegeln im Cup-Design bestückt und 20 mm tiefer gelegt. Die Felgen und der Heckspoiler waren in Wagenfarbe lackiert. Der 968 CS sah verdammt gut aus und war über 15.000 DM günstiger als die Serienversion des Porsche 968.
Kein Wunder also, dass man bei Porsche auch über eine Clubsportversion des 911 Carrera 2 nachdachte. Im August 1992 bekam der damalige Projektleiter Karlheinz Brüstle den Auftrag, den 964 CS zu entwickeln.
Mögliche Preisgestaltung des Porsche 964 Clubsport
Es ist durchaus spannend, darüber nachzudenken, wie Porsche bei der Preisgestaltung des 964 Clubsport vorgegangen wäre: Bei der Clubsportversion vom Vorgänger Carrera 3.2 in den Modelljahren 1988 und 1989 gab es keinen preislichen Unterschied zur Serienversion. Der etwas leichtere und etwas sportlichere 911 CS wurde mit der gleichen Leistung zum Preis des serienmäßigen 911 Carrera angeboten.
Als Projektleiter Brüstle den 964 Clubsport im Sommer 1992 aufbaute, stand der Porsche 968 mit 94.790 DM in der Preisliste und der 968 Clubsport ging mit 77.500 DM in den Verkauf. Hätte man das Konzept des um über 17.000 DM vergünstigten 968CS auf den 964 übertragen können? Hätten die Neunelfer-Kunden einen abgespeckten 964 ohne bessere Fahrleistungen oder Rennsportambitionen überhaupt akzeptiert?
Es steht zumindest fest, dass der Prototyp des 964 Clubsport ein sehr attraktives Auto geworden ist.
Interview mit Karlheinz Brüstle zum 964 Clubsport
Im neuen Buch über den Porsche 964 lesen Sie im Interview mit Karlheinz Brüstle warum der 964 Clubsport nicht in Serie ging und wie er sich vom serienmäßigen 911 Carrera 2 unterschied.
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